Kritiken
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Spiel der Illusionen - „Der Tod ist Täuschung nur...“ - Werner Streletz in der WAZ
Zum Schluss fürchten Heldinnen und Helden wie Schießbudenfiguren auf dem Rummelplatz um ihr Leben. Doch ihr Tod ist Täuschung nur - Theater, zur Erbauung aufgeführt und mitnichten blutige Wirklichkeit. Mit Pierre Corneilles Tragikomödie "Spiel der Illusionen" zeigte der Abschlussjahrgang der Schauspielschule in den Kammerspielen, was er am Lohring gelernt hat, und siehe da: Dem Bühnennachwuchs gelang es, einer langatmigen, reichlich angestaubten Handlung aus dem 17. Jahrhundert Dynamik und Wirkungskraft zu geben.
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Regisseur Jan Langenheim wechselt gemeinsam mit der Bühnenbildnerin Claudia Kalinski unbekümmert Stile und Zeiten: Schrammt die Grotte des Zauberers knapp am Kitsch vorbei, wird später auf beinahe leerer Bühne agiert - als hätte Brecht vorbei geschaut.
Am Schluss beherrscht eine grellbemalte Kulisse das Rund, die von der Kirmes geborgt zu sein scheint. Kostümbildnerin Veronika Bleffert lässt Herrschaftliches tragen - aber auch Jeans. Langenheim setzt bei seinem Ensemble vornehmlich auf Natürlichkeit und Elan. Musikalische und optische Zitate (Stichwort: King Kong) peppen die altertümliche Geschichte zusätzlich auf, deren Wendungen sich im Verlauf der zweistündigen Inszenierung zunehmend beschleunigen.
Was man zum schütter-barocken Theaterstück um Schein und Sein auch sagen mag: das unverstellte Spiel der auf der Bühne - Äonen weit von jeglicher Routine entfernt - lohnt den Besuch dieses frechen Blicks zurück in den Barock. Und die Hoffnungen auf einen gelungenen Einstieg ins baldige Berufsleben ist für diese Eleven sicherlich kein Spiel der Illusionen.
11.12.2007